Die vergangenen Tage bin ich besonders kribbelig und habe große Lust wegzufahren, vielleicht kann man sogar „abhauen“ sagen. Warum? Sehr wahrscheinlich liegt es daran, dass wieder fast ein ganzer Monat der recht starken gesundheitlichen Einschränkung hinter mir liegt. Was passiert ist? Meine Behandlung mit Humira hat nach fast drei Jahren zu so starken Nebenwirkungen geführt, dass in 7 Tagen dreimal in der Charité vorstellig werden musste. Die daraus resultierende Cortison-Stoßtherapie hat am Ende mein Immunsystem zusätzlich so stark geschwächt, dass ich jetzt mit einer Bronchitis kämpfe. Mein Körper und meine Nerven liegen etwas blank. Ja, so kann man das wohl sagen. Zuhause eingesperrt sein, sich seit Wochen schonen müssen, die Sorgen und das miese Körpergefühl summieren sich zu dem Wunsch auf, das alles hinter mir zu lassen.
Reisen mit Morbus Crohn – was gibt es zu beachten?
Nachdem ich am Freitag den Artikel über meine letzte Auszeit auf Teneriffa veröffentlicht habe, würde ich am liebsten gleich wieder die Koffer packen. Wer wie ich schon ein paar Jahre mit seiner chronischen Erkrankung verbringt, weiß, dass man in den meisten Fällen nicht völlig spontan wegfahren kann, sondern ein bisschen Vorbereitung notwendig ist.
An erste Stelle will ich aber eine für mich wichtige Botschaft setzen. Ich lese oft von Furcht vor Reisen mit einer chronischen Krankheit wie Morbus Crohn. Natürlich ist jeder Verlauf unterschiedlich, aber ich will jeden ermutigen sich, wann immer möglich, zu trauen! Ich glaube, dass die Erfahrungen, die Erlebnisse und neuen Eindrücke nicht nur wertvoll sind, sondern auch wirklich gut für das eigene Gemüt sind : ) Es macht Mut, es bringt einen Tapetenwechsel und damit zumindest für mich auch neue Motivation. Im Großen und Ganzen versuche ich jeder Reise mit Entspanntheit entgegenzublicken, mich zu freuen und nicht zu sehr ins Grübeln zu geraten. Denn am Ende soll die Krankheit für mich nicht zu einem Gefängnis werden und vor allen Dingen will ich mir dieses Gefängnis nicht selbst aus zu großer Angst & Co. bauen.
Die folgenden Tipps zur Vorbereitung von Reisen mit Morbus Crohn habe ich für mich selbst in den letzten 11 Jahren mit der Krankheit ausprobiert und vielleicht können sie ja auch euch als kleine Checkliste weiterhelfen.
Vor der Reise
Bereits vor der Reise kann man (und sollte man) ein paar Dinge organisieren, die einem dann auch während des Urlaubs Sicherheit geben.
Medikamente:
Natürlich wird es auch Unterwegs nicht ohne Medikamente gehen. Im Vorfeld sollten diesbezüglich notwendige Dinge erfragt und organisiert werden:
- sicherstellen, dass ausreichend Medikamente eingepackt werden und ggfs. Rezepte anfordern und Medikamente besorgen
- an notwendiges Zubehör denken (Alkoholtupfer, Kühlakkus, Kühltasche etc.)
- in Erfahrung bringen, wie die Medikamente transportiert und gelagert werden müssen. Mein persönliches Beispiel war in den letzten Jahren Humira, das grundsätzlich gekühlt gelagert werden muss. Deshalb ist es wichtig sich hier im Vorfeld über Transport und Lagerung Gedanken zu machen. Erst relativ spät habe ich herausgefunden, dass einzelne Pens für bis zu 2 Wochen bei Raumtemperatur (nicht über 25 Grad) und lichtgeschützt aufbewahrt werden können. Allerdings muss der Pen dann in diesem Zeitraum aufgebraucht oder entsorgt werden – zurück in den Kühlschrank geht nicht.
notwendige Dokumente:
Es lohnt sich vor der Reise rechtzeitig noch einen Arzttermin zu machen – auch, um notwendige Dokumente rechtzeitig anfertigen zu lassen. Manche davon sind dann zum Glück dauerhaft nutzbar.
- ärztliche Bescheinigung zur Erkrankung und notwendigen Medikation: Diese Dokument könnt ihr dauerhaft benutzen, solange sich an eurer Therapie nichts ändert. Ein Schreiben (am besten auch auf Englisch), in dem zum einen eure Diagnose festgehalten ist, sowie eure aktuelle Medikation erfüllt gleich zwei Funktionen. Zum einen habt ihr Unterwegs ein Dokument dabei, dass ihr im Notfall einem Arzt zeigen könnt, so dass dieser gleich weiß, was Sache ist und welche Medikamente ihr bekommt. Das erleichtert den Prozess im Ausland, wenn ihr vielleicht aufgeregt seid, nicht richtig ansprechbar seid, euch die Worte fehlen oder wenig Zeit bleibt. Zum anderen ist dieses Schreiben hilfreich, wenn ihr Medikamenten im Handgepäck reist. Es kann sein, dass man Flughafen ein Schreiben von euch sehen möchte, dass bestätigt, dass ihr die Tabletten, Spritzen etc. wirklich benötigt und sie dann auch mit an Bord nehmen dürft.
- ärztliche Bescheinigung über euren aktuellen Gesundheitszustand: leider ist der Fall von chronischer Erkrankung und Auslandsreiseversicherung ein wenig schwierig, da die Versicherung meistens nur für Beschwerden aufkommt, die während der Reise auftreten. Ich lasse mir deshalb vor jeder Reise von meinem behandelten Arzt mein aktuell gutes Allgemeinbefinden vor Reiseantritt und seine Unbedenklichkeit meines Vorhabens schriftlich bestätigen, so dass ich dieses im Ernstfall bei der Versicherung vorlegen kann. Da ich bisher noch nie wegen des Morbus Crohn im Ausland behandelt werden musste, kann ich jedoch keine Garantie liefern. Vielleicht hat einer von euch Erfahrungen, die er bereit ist zu teilen?
Auslandskrankenversicherung & Zusatzschreiben
- Versicherung abschließen: auf dem Markt gibt es viele Anbieter, die Kosten sind meist recht gering (meine kostet im Jahr um die 10 Euro bei der Hanse Merkur). Meistens haben eure Krankenkasse selbst Partner oder passende Angebote. Man sollte darauf achten, welche Leistungen inbegriffen sind und welche Regionen und Dauer von Auslandsaufenthalten inbegriffen ist. Wegen der chronischen Erkrankung lasse ich mir vom Arzt vor jeder Reise noch ein entsprechendes Dokument ausstellen, wie oben beschrieben. Sollte aber einer von Euch konkrete Erfahrungen gemacht haben, wäre ich sehr dankbar, wenn ihr sie mit mir teilt! : )
Während der Reise
Im Zielland angekommen, solltet ihr vor allem entspannen und euch freuen! Ein paar Sachen kann man aber auch Unterwegs noch tun.
Auf den Körper hören:
- klingt simpel, sollte man sich aber immer wieder vor Augen rufen. Euer Körper sendet euch Signale, die ihr nicht einfach so übergehen solltet. Gebt ihm gerade am Anfang ein bisschen Zeit sich an das neue Klima, die neue Umgebung und das neue Essen zu gewöhnen. Er wird es euch danken. Sorgt zwischendurch für Ruhephasen, wenn ihr sie braucht. Und setzt beim Essen zur Not auf Nummer Sicher, wenn ihr euch sehr unsicher seid mit neuen Gerichten. Im besten Fall probiert ihr aber auch mal etwas Neues und genießt die frischen Erfahrungen!
Wenn doch etwas passiert…
- Ruhe bewahren, auch wenn es schwer fällt. Die Tatsache, dass ihr ein ärztliches Dokument dabei habt, in dem auf Englisch alle wichtigen Informationen stehen und das ihr den Ärzten vor Ort zeigen könnt, ist schon mal ein echtes Plus! Das spart Euch Zeit und Übersetzungspannen.
Ganz wichtig: GENIESSEN! : : )
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