Herzklopfen. Wir kennen uns noch nicht lange und Du bist noch so neu. Du riechst neu, du lachst neu, du erzählst neu. Bis jetzt ist alles so leicht mit dir. Unsere Liebe, die wir noch nicht einmal so nennen, ist unverkratzt, die Oberfläche noch glatt, keine Ecken und Kanten über die wir ins Stolpern geraten. Die Tage sind zu kurz. Die Zeit rast immer dann, wenn es am schönsten ist.
Mit jedem Tag mag ich dich lieber. Und mit jedem Tag bekomme ich mehr Angst. Mir ist klar, dass der Moment kommen wird, an dem ich nicht mehr drum herum komme, dir mehr zu erzählen. Du wirst die Medikamente bemerken, du wirst fragen, weshalb ich so müde bin, weshalb mir manche Dinge so schwer fallen, weshalb ich nicht einfach wegfahren kann. Ich bin nicht sicher, was du sagen wirst. Ich kann nur hoffen und Strategien vorbereiten, die die Situation weniger schlimm, weniger tragisch wirken lassen. Das ist sie ja auch nicht und gleichzeitig doch. Manchmal bin ich mir selbst nicht sicher, weil ich einfach zu tief drin stecke. Ich fühle mich wie ein Grashalm im Wind.
Ein Start: Morbus Crohn und Partnerschaft
„Ich muss dir etwas sagen“, der Satz füllt endlose Minuten, so scheint es. Du siehst mich an und ich lächle schief, senke den Blick, richte ihn dann wieder auf. Ich will dir Sicherheit geben. Meine Augen sagen: „Keine Sorge, das ist kein großes Ding“. Oh, wenn ich doch nur so gut darin wäre mir selbst gut zu zureden wie ich es mit anderen mache, ich wäre unschlagbar.
Du stellst Fragen und ich beantworte sie auf möglichst lockere Weise. Du sollst dich wohlfühlen, gut und weiterhin leicht. Die Schwere, denke ich, die trage ich ab jetzt einfach für zwei. Dass dieser Plan nicht aufgehen wird, zeigt sich in der Zukunft. Meine Absichten, sie sind echt, wenigstens das solltest du noch wissen. Ich bin über all die Hürden der Vergangenheit stark geworden und misstrauisch. Ich kann viel schaffen und wünsche mir trotzdem eine Schulter, die auch mich ab und an tragen kann. Nach anfänglichem Zögern wirkst Du wieder erleichtert. Vielleicht hattest du viel schlimmeres erwartet, wahrscheinlich begreifst du einfach nicht, was all das bedeutet. Dass es Konsequenzen geben wird, dass es nicht einfach ist, dass wir mit schweren Koffern in diese gemeinsame Reise starten. Aber für den Moment greife ich deine Hand und lächle erleichtert.
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