"Und dann, wenn Du in diesem Zimmer sitzt, aller spätestens, wenn der letzte Besuch den Raum verlässt, rutschst Du nach unten auf den Boden der Tatsachen und wünschst Dir woanders zu sein.
Irgendwo.
Bloß nicht hier."

Angst vor dem Krankenhaus - Gedankenkarussell
Wer Angst vor dem Krankenhaus hat oder zumindest furchtbar ungern dort ist, kann sich zumindest weniger alleine fühlen. Ich kann es dort auch nur schwer aushalten. Und ich glaube, dass es tatsächlich vielen Menschen so geht.
Die weißen Flure. Die Eintönigkeit. Die ungewohnten Geräusche. Die Zimmernachbarn, die den eigenen Rhythmus durcheinander bringen. Die Essenszeiten, zu denen man noch keinen Bissen runterkriegt. Die Regelungen für Besucher, die einem Tränen in die Augen treiben. Die Trostlosigkeit der Tage, wenn wieder Stunde um Stunde vorbeizieht, ohne dass etwas passiert. Das Warten auf Untersuchungen und die Medikamente, das Wechseln des Tropfs als spärliche Unterbrechung der Monotonie. Die Müdigkeit und das Aufbäumen. Das Schuldgefühl wegen des eigenen Jammerns, denn immerhin gibt es hier so etwas wie funktionierende Krankenhäuser und medizinische Versorgung.
Die Gespräche mit netten Schwestern und der Schlagabtausch mit den Mitarbeitern, die offenbar auch keinen guten Tag haben. Die Gespräche mit Ärzten, die sich wirklich bemühen. Und die ermüdenden Diskussionen mit denen, die von Augenhöhe nicht viel zu halten scheinen. Die gut gemeinten Ratschläge und die falschen Vorstellungen, die mit Sätzen wie: "Den ganzen Tag rumliegen? Genieß' es doch mal und reg' dich nicht so auf", enden.
Das Durchhalten und das laute "Ich kann nicht mehr" -Rufen", wenigstens im Innern. Das Sehnen nach Stille und das Verrücktwerden davon. Der Blick aus dem Fenster und der Kloß im Hals. Das Lächeln für die Familie und die Tränen auf dem Kissen. Die Stärke und das Zerspringen. Die Sorgen und die Erleichterung.

"Sie dürfen nach Hause."
Unmerklich verändert sich etwas. Ich kann wieder atmen.
Was den Krankenhausaufenthalt besser gestalten kann
Die Die Studie „Patientensicherheit – worauf es Patienten ankommt“ von 2015 zeigte, dass neben der Sorge vor Erregern oder Behandlungsfehlern auch andere Faktoren eine Rolle bei der Sicherheit spielen. Vertrauen und ein gesteigertes Gefühl von Sicherheit schaffen beispielsweise verständnisvolles Verhalten der Ärzte und des Pflegepersonals, sowie die Tatsache, dass der Umgang freundlich ist und Patienten das Gefühl haben, dass man sich um sie kümmert.
Eigentlich verwundert mich das alles gar nicht. Wer sich wohl fühlt, fühlt sich sicher und hat Zeit sich auf seine Genesung zu konzentrieren. In meinem persönlichen Fall ist es leider meist so, dass ich mich im Krankenhaus schlichtweg unwohl fühle. Dabei fühle ich mich oberflächlich nicht so sehr unsicher, sondern kann es einfach nicht gut ertragen von so viel Krankheit umgeben zu sein. Das Krankenaus ist für mich der Ort, an dem es kein Entkommen mehr gibt. Ich kann dort nicht gut schlafen, fühle mich niedergeschlagen, einsam und konstant gestresst. Das, was ich am wenigsten gebrauchen kann, ist dann fehlende Empathie und Aufklärung. Aber ist das jetzt bloß persönliches Empfinden?
Tatsächlich hat die schwedische Bindungsforscherin Kerstin Üvnas-Moberg untersucht, wie Geborgenheit, das Hormon Oxytocin und unsere Gesundheit miteinander zusammenhängen. Das Ergebnis ist nicht allzu überraschend: durch Geborgenheitsgefühle und Nähe steigen die Chancen auf medizinische Heilung, während unser Stress -Level sinkt. Zusätzlich verbessern sich die Chancen, dass Schmerz und Angst in geringerem Ausmaß empfunden werden, während positive Emotionen wie Entspannung und Zuversicht durch das Hormon Oxytocin wachsen.
Kinder, Angst und Krankenhaus
Besonders wichtig ein Gefühl der Geborgenheit zu schaffen, ist es sicher bei Kindern, die Zeit im Krankenhaus verbringen müssen. Hier gibt es in vielen deutschen Kliniken bereits Versuche, um es kleinen Patienten angenehm zu machen. Ein Projekt, das ich besonders spannend finde, ist das Dolores-Projekt (abgeleitet aus dem Lateinischen "Schmerz" und "Widerstand"). Mit dem plüschigen Kobold Schnobbl sollen Gefühle wie Humor, Beruhigung und Fröhlichkeit gefördert werden, um die kindliche Genesung und Gesundheit zu fördern. Das macht Sinn, denn Forscher fanden heraus, dass bestimmte Imaginations-und Entspannungsverfahren die Schmerzen bei Kindern nach Operationen lindern können. Zudem stärkt das Projekt mit dem kleinen Kobold, bei dem die Kinder selbstwirksam mitgestalten können, die Resilienz, sprich die Fähigkeit mit belastenden Situationen umzugehen. Und genau dafür, ist dann doch eigentlich niemand zu alt! Vielleicht frage ich beim nächsten Krankenhausaufenthalt auch einfach mal nach Schnobbl, dem Kobold? : )
Wie gestaltet ihr euch Krankenhausaufenthalte angenehmer?
Leave a Reply