11 gemeinsame Jahre feiern Morbus Crohn und ich in diesem Jahr. Dazu kommen ein paar Wohnortwechsel, die wir gemeinsam gemeistert haben und damit verbunden die konstante Suche nach guter ärztlicher Betreuung an verschiedenen Orten Deutschlands.
Was ich dabei gelernt habe? Es braucht mitunter ein bisschen Zeit bis eine Praxis mit Wohlfühlfaktor gefunden ist. Das muss nicht immer auf Anhieb klappen und so habe ich auch schon mal nach den zwei ersten Terminen bei einem Arzt die Bremse gezogen und bin wieder auf die Suche gegangen. Über die Jahre habe ich mir für die Suche ein paar Kriterien zurechtgelegt, auf die ich bei der Wahl des Arztes achte. Ich hoffe, dass diese Liste vielleicht gerade denen von euch weiterhelfen kann, die noch nicht so lange ihre Diagnose haben und sich noch überfordert mit all den neuen Herausforderungen fühlen. Im besten Fall kann euch das unschöne Erlebnisse ersparen, wie damals als mich ein Arzt ernsthaft frage, ob ich nicht mal über meinen Lebenswandel nachdenken sollte, wenn ich mich so müde fühle.
Kriterien, die bei der Arztsuche helfen können
- Öffnungs-und Sprechzeiten: Sollte nicht das Hauptkriterium sein, spielt aber durchaus eine Rolle, denn was bringt es, wenn der Arzt eigentlich viel zu selten Sprechstunde hat, kaum erreichbar ist oder immer schon geschlossen hat, wenn man nach der Arbeit noch ein Rezept etc. abholen möchte? Mir gibt eine Erreichbarkeit an jedem Wochentag bis Abends zudem auch eine gewisse Sicherheit, denn ich weiß, dass ich im Ernstfall die Möglichkeit habe, auch mit einem Arzt zu sprechen.
- Services: Kann die Praxis Magen-und Darmspiegelungen selbst vor Ort durchführen? Haben sie ein eigenes durchgehend besetztes Labor, so dass man auch zwischendurch für eine Blutabnahme vorbeikommen kann? Für jemanden wie mich, der regelmäßig Werte wegen einer Anämie checken lassen muss, ist das Gold wert. Für mich auch wichtig: kann die Praxis Eiseninfusionen durchführen oder trauen sie sich das nicht zu? Alles was an einem Ort erledigt werden kann, erspart mir zusätzliche Anrufe, Termine, Besprechungen, Wege.
- Größe: Klein und persönlich oder groß und durchgehend erreichbar? Ich hatte beides schon und natürlich existieren nicht nur die beiden Enden des Spektrums, sondern viele Spielarten. Ich persönlich mag mittlerweile meine Gemeinschaftspraxis sehr gerne, weil es garantiert, dass während der Woche eigentlich immer bis Abends jemand erreichbar ist. Zudem ergibt sich durch die Verfügbarkeit mehrerer Ärzte ein Austausch und ggfs. eine Zweitmeinung – ja, hier diskutieren sie tatsächlich auch unter Kollegen über Fälle. Für mich ein echtes Plus!
- Fortbildung & Studien: Nimmt die Praxis an Studien teil? Wirken die Ärzte als wären sie auf dem neuesten Stand, was Therapien betrifft? Interessieren sie sich für Austausch – auch mit anderen Ärzten, um Fälle zu diskutieren? Mir gibt eine Praxis, die an aktueller Forschung interessiert scheint und ggfs. auch an aktuellen Studien teilnimmt, das Gefühl, das hier kein Stillstand herrscht, sondern ich die Chance auf eine up-to-date Behandlung habe.
- Umgang: Hier muss man ein wenig auf das eigene Bauchgefühl hören. Wie fühlt sich der Umgang mit dem Arzt an? Bevormundend oder auf Augenhöhe? Persönlich oder so als würde der Arzt sich eigentlich nicht wirklich interessieren und nur Standardantworten geben? Mittlerweile bin ich der Meinung, dass neben dem Blick auf Laborwerte vor allem auch Fragen nach dem persönlichen Befinden essentiell sind. Wenn ich mich abgeschlagen und müde fühle, dann brauche ich Unterstützung, egal, ob die Werte aus dem Labor eigentlich „ganz okay“ aussehen.
- Flexibilität & Reaktion: Kann eine Eiseninfusion noch vor dem Wochenende möglich gemacht werden? Bekomme ich zeitnah einen Termin, wenn sich mein Zustand verändert? Kann ich spontan vorbeikommen, wenn ich etwas brauche? Alle Fragen zielen für mich hierauf ab: kann die Praxis schnell handeln und reagieren und mich so best möglich unterstützen?
Worauf achtet ihr selbst? Ich würde mich freuen, wenn wir die Liste gemeinsam ergänzen können : )
Wer wie ich in Berlin lebt, dem kann ich ganz konkret die gastroenterologische Gemeinschaftspraxis am Bayerischen Platz empfehlen. Ich fühle mich hier sehr wohl! Liegt wahrscheinlich daran, weil das Team eigentlich alle oben genannten Kriterien erfüllt. : ) Bevor ich nach Berlin gezogen bin, war ich lange wirklich zufrieden mit der gastroenterologischen Praxis von Dr. Raible in Reutlingen und der Hausarztpraxis von Dr. Waldmann in Tübingen. Ansonsten kann tatsächlich ein Anruf bei der eigenen Krankenkasse helfen. Die nennen auch Experten im eigenen Umkreis – dann allerdings hilft nur ausprobieren : )
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