Immer wieder geht es in Gesprächen mit Betroffenen um das Thema Ernährung. Wer ganz frisch die Diagnose erhalten hat, hofft verständlicherweise auf Rat und eine Gebrauchsanleitung für den nächsten Einkauf. Klar, denn es fliegt einem ja eh schon genug um die Ohren. Gefühlt das ganze Leben. Wenigstens eine Sache hätte man dann gerne in trockenen Tüchern, wenigstens eine Sache soll nach Plan laufen und mit Verlass. Hm ja. In der Theorie klingt das toll, in der Praxis funktioniert es leider nicht so. Ich und meine CED haben letztes Jahr 10-jähriges Jubiläum gefeiert und nach dieser Zeit kann ich sagen: ein Morbus Crohn wirkt sich mitunter so individuell aus wie wir Menschen eben verschieden sind. Was für den einen toll funktioniert, wird den nächsten in die nächste Schmerzhölle schicken. Was letzte Woche gut ging, kann in der darauf folgenden schon ins Chaos führen. Alle Verallgemeinerungen sind daher eigentlich nur eine Aneinanderreihung von könnte, könnte, könnte.
Ich will damit jetzt nicht jegliche Hoffnung auf ein funktionierendes Konzept zerschmettern, aber die Wahrheit sagen: jeder muss im Grunde das richtige für sich selbst finden. Um das zu schaffen, gibt es natürlich Strategien und ein paar Anhaltspunkte.
Die CED und Ernährung – Sich selbst kennenlernen
Da hat man mitunter schon einige Jahre Leben hinter sich und muss dann nochmal von Vorne anfangen. Sich durch die Brille einer CED zu betrachten, bedeutet auch, sich nochmal neu kennenzulernen. Was die Ernährung betrifft, gilt es vor allem herauszufinden welche Lebensmittel man besser vom Plan streichen sollte und auf welche Verlass ist. Dabei kann ein so genanntes Ernährungstagebuch helfen, in das man nach der Diagnose einträgt welche Lebensmittel man wann konsumiert hat und welche Beobachtungen zur Verträglichkeit gemacht werden können. Das erfordert etwas Disziplin, ist ja aber für euch. So ein Tagebuch gibt es an einigen Stellen kostenlos zum Download, dann fällt der Start vielleicht nicht so schwer. Sinnvoll ist es in Absprache mit dem behandelten Arzt zu einem Zieldatum eine Auswertung vorzunehmen und Auffälligkeiten festzustellen. So seid ihr dann bald schon ein bisschen schlauer und kennt euch selbst besser.
Mit dem Flow der Krankheit gehen
Üblicherweise unterscheidet man bei Morbus Crohn zwei Phasen, in der die Krankheit verläuft. Da sind die Zeiten des Schubes, die Zeiten in denen die Krankheit besonders aktiv ist und mit Schmerzen und Durchfällen einher geht. Die Schweregrade eines Schubes und die Dauer variieren. Dann gibt es die Remission, die Zeit zwischen den Schüben, in denen manche Betroffene sogar Medikamente absetzen können und beinahe ungestört ihr Leben führen. Auch die Ausprägung dieser Phasen variiert von Patient zu Patient stark. Dazu gibt es noch die Zeiten direkt nach Operationen. Es hilft natürlich sich beim Thema Ernährung an diesen Phasen zu orientieren.
Während eines akuten Schubes geht die Lust etwas zu essen in vielen Fällen eh flöten. Ohne Nahrung geht es aber natürlich nicht. Am besten geeignet ist Schonkost. Dazu gehören zum Beispiel gedünstetes Gemüse und ungewürzte, leichte Suppen und Breie. Im Allgemeinen sollte man darauf achten dem Körper, der so wie so Flüssigkeit verliert, genügend davon zurück zu geben. Das geht am besten mit stillem Wasser und Tees. Auch hier gilt es im Detail aber die persönlich beste Lösung zu finden – im Zweifel immer mit dem behandelnden Arzt, der auch über die Gabe von Astronautennahrung entscheiden kann.
In der Remissionsphase sieht es natürlich anders aus. Da gleicht man am besten den Mangel an Nährstoffen aus, den der Schub erzeugt hat. Ballaststoffreiche Gerichte, die Kalorien haben ohne dabei unnötig schwer zu sein, wären in der Theorie perfekt. Probieren kann man es wieder mit gedünsteten oder püriertem Gemüse und (geschältem) Obst, fein gemahlenem Vollkorn und Reis. Mitunter gehen fettige Mahlzeiten im Allgemeinen eher schlecht. Auch Milchprodukte können ihre Tücken haben. Tendenziell funktionieren Sauermilchprodukte in Form von Joghurts oder Buttermilch oft besser als Käse, Sahne und süße Fruchtjoghurts. Wer in diesem Zusammenhang jetzt an Müsli denkt, der wird auf den Tipp stoßen, dass grob geschrotete Körner schlecht verdaulich sind. Generell gilt, dass man jede Mahlzeit gemütlich essen sollte und gut durchkauen. Das erspart dann nämlich dem Darm Arbeit.
Alles weitere ist wohl eine Reise auf die man mit der Krankheit geht. Ratschläge sind toll, ich selbst habe aber gemerkt, dass sie bei mir an einigen Stellen gar nicht greifen. Ich persönlich trinke zum Beispiel jeden Tag 2-3 Tassen Kaffee – eines der Getränke, die eigentlich mit Vorsicht zu genießen sind – und bin glücklich damit. Auch Käse und Müsli funktioniert bei mir prinzipiell. Wovon ich hingegen lieber die Finger lasse, sind Fertiggerichte und tendenziell sehr fettiges Essen. Am Ende ist es eine Rechnung bei der man Beschwerden und Verträglichkeit gegen den jeweiligen Verzicht stellen muss. Oder wie sehen eure Erfahrungen aus?
Weitere vertrauenswürdige Infos gibt es übrigens über den DCCV e.V.
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