Es ist 7 Uhr morgens. Es ist Zeit aufzustehen. Ich habe neun Stunden geschlafen, fühle mich aber, als seien gerade mal Minuten vergangen. Ich hebe den Kopf und will ihn am liebsten wieder auf das Kissen fallen lassen. Ich bin müde. Unendlich müde. Ich stehe auf.
CEDs sind Erkrankungen mit vielen Gesichtern. Sie kommen in verschiedenen Formen und Ausprägungen und bringen Begleiter mit, die das Leben zusätzlich erschweren. Eine Hürde, die mein Leben immer wieder schwer macht, ist das unsägliche Gefühl der Erschöpfung. Die bleischwere Müdigkeit. Die einsetzende Anstrengung bei ganz alltäglichen Dingen. „Fatigue“ nennt der Fachmund diesen Zustand, der häufig Erkrankungen wie CEDs begleitet. Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Schlafprobleme – häufig tauchen sie besonders im Schub auf, aber auch bei Medikamenteneinnahme oder in Remission. Die Ursachen sind zahlreich. Vielleicht liegt ein Problem bei der Nährstoffaufnahme – oder Verarbeitung vor. Durchfälle oder Blutungen können beitragen. Aber auch psychische Faktoren können eine Rolle spielen. In meinem Fall ist es so, dass ich schon seit Jahren unter einer immer wieder auftauchenden Anämie leide, sprich, mir fehlt Eisen.
Eisenmangel: was es bedeutet und was helfen kann
Eisenmangel kann sich durch verschiedene Symptome zeigen. Ich leide in Phasen, in denen die Anämie zu Tage tritt, vor allem an Erschöpfung und Müdigkeit. Ich kann mich schlechter konzentrieren und fühle mich, als würde konstant ein Gewicht auf meine Schultern drücken, als würde ein Vorhang über mir zugezogen sein. Was aber genauso relevant wie die rein körperlichen Symptome ist, ist die Veränderung meiner physischen Verfassung. Einen Zusammenhang hier zu erkennen, hat außerdem länger gedauert. Ich fühle mich in diesen Phasen niedergeschlagener, negativer, bin leicht aus dem Konzept zu bringen und nah am Wasser gebaut. Mir werden Kleinigkeiten schnell zu viel, was dazu führt, dass ich mich zusätzlich über mich selbst ärgere. Das Gefühl habe, „falsch“ oder „zu schwach“ zu sein, ja, nicht richtig zu funktionieren. Und wer will schon die Person sein, die häufig Verabredungen absagt oder konstant angeschlagen ist? Im „schlimmsten“ Fall kassiert man dann noch Kommentare wie „Ich bin auch müde“, „Geh‘ doch mal früher schlafen!“ oder „Man muss halt auch mal die Zähne zusammenbeißen“.
Lange Zeit habe ich darüber fast so etwas wie Scham gefühlt. Ich wollte zum einen nicht akzeptieren, dass ich weniger Energie hatte. Ich wollte keine Abstriche machen. Gleichzeitig fühlte ich mich trotzdem so, wie ich mich eben fühlte. Erschöpft, psychisch angeschlagen. Und hatte lange Zeit keine wirkliche Erklärung. Auch nicht für die anderen – Partner, Freunde, was das Zusammenleben nicht unbedingt leichter machte. Was geholfen hat? Ärzte, die meine Problematik anerkannt haben. Bereit waren, zuzuhören und die Symptome nicht als Folge misslungener Lebensführung abzutun.
Wie lässt sich Eisenmangel bestimmen
Den Eisenstatus des Körpers kann man beim Arzt über verschiedene Laborwerte prüfen lassen. Im Folgenden sind es diese:
- Hb (Hämoglobin): Der Hämoglobin-Wert gibt an, wie hoch die Konzentration des Hämoglobins, ein Eiweißbestandteil, im Blut ist. Achtung: dieser Wert sinkt erst, wenn auch die Eisenspeicher beginnen sich zu leeren. Der Körper wird immer erst an die Reserven gehen, weshalb bereits Anzeichen eines Mangels vorhanden sein können, auch wenn der Hb-Wert noch im akzeptablen Bereich liegt. Dieser liegt bei Frauen übrigens ab 12 g/dl, bei Männern ab 13g /dl (auf die Einheiten achten, es werden in Deutschland teilweise unterschiedliche gebraucht!).
- (Serum-) Ferritin: Hier zeigt sich, wie es um den Eisenspeicher des Körpers bestellt ist. Dieser Wert sollte im Kontext des Hb-Wertes betrachtet werden, da letzterer noch im Normbereich sein kann, während der Speicher eigentlich schon dabei ist, sich zu leeren. Fällt dieser unter 10 ng/ml, sollte etwas passieren.
Das sind die beiden Werte, die für mich bisher am meisten Relevanz hatten. Es gibt aber noch weitere, um die Diagnose auszudifferenzieren:
- Transferrin-Sättigung (TSAT): Hier sieht man, zu wie viel Prozent der Eisentransporter Transferrin, der (wie der Name sagt) den Eisentransport im Blut abwickelt, tatsächlich mit Eisen beladen ist. Üblich ist eine Sättigung von 20% bis 50%.
Im Kontext eines Eisenmangels kann es auch sinnvoll sein, den Vitamin B12 – Wert prüfen zu lassen, da dieses als Träger für Eisen fungiert. Manchmal ist auch dieser Wert zu niedrig.
Was kann man tun?
Zum Glück gibt es ein paar Dinge, die man bei Eisenmangel tun kann. Oft reicht es nicht aus bloß auf die Ernährung zu achten. Da manchmal die Aufnahme im Körper gestört ist, funktioniert das nicht und macht auch eine Therapie mit Tabletten nicht zur optimalen Lösung. Ich habe die längste Zeit in regelmäßigen Abständen Eiseninfusionen erhalten, die über die Vene laufen. Meistens muss man dafür etwas Zeit einplanen, da man nach der Gabe noch ein bisschen zur Beobachtung in der Praxis bleiben muss. Ich persönlich hatte aber in über 10 Jahren nie Probleme und die Infusionen immer gut vertragen. Seit diesem Jahr nehme ich ein neues Präparat in Tablettenform ein, das speziell für die Behandlung von Eisenmangelanämie bei Patienten mit chronischen Darmerkrankungen gedacht ist. Es gilt als besser verträglich als andere Eisentablette und sehr wirksam. Ich selbst habe sehr gute Erfahrungen mit der Therapie gemacht und spreche sehr gut darauf an. Es erspart mir die langen Infusionstermine, ist für mich einfach in der Handhabung (Kapseln einfach mit Wasser einnehmen) und auch nicht dauerhaft anzuwenden, sondern bei Bedarf als eine Art „Stoßtherapie“. Natürlich muss das Vorgehen eingehend mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, da es für das verschreibungspflichtige Präparat ein paar Einschränkungen gibt. Eingekommen werden darf es eigentlich erst ab einem HB-Wert unter 12 und nicht im akuten Schub.
Achtung: Dies sind alles nur persönliche Erfahrungswerte, ich bin keine Ärztin. Ich habe bloß die Hoffnung, dass ich aus meiner Historie ein paar Anstöße liefern kann.
Hat noch jemand ähnliche Probleme oder Erfahrungen gemacht?
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