Heute habe ich mir ein sehr persönliches Thema vorgenommen. Eines, über das man in der Öffentlichkeit eigentlich nicht wirklich spricht. Eher mit Freunden und dem Partner. Trotzdem ist es mir ein Anliegen und so breche ich mal das „Schweigen“. Gerade mit einer chronischen Darmerkrankung, die Durchfälle und Übelkeit mit sich bringt und für die meistens schon genügend Medikamente eingenommen werden müssen, halte ich es für einen wichtigen Punkt über sichere und passende Verhütung nachzudenken. Für mich war das ein Weg mit Hindernissen.
Weg mit den Hormonen – und dann?
Wie für viele andere junge Frauen, die meisten meiner Freundinnen, war mit der Pubertät der Weg zum Frauenarzt normal (wenn auch natürlich aufregend beim allerersten Mal). Fast selbstverständlich bekam ich dort ein Rezept für „die Pille“. Ich gebe zu, dass ich wenig darüber nachgedacht habe, was das letztendlich eigentlich bedeutet. Tatsächlich hatte die Packung vielmehr einen gewissen „Coolness-Faktor“ und ich fühlte mich so, als würde ich damit dazu gehören. In die Welt der „Erwachsenen“, die eben die Pille nehmen und keine Kinder mehr sind. Jahrelang klingelte Abends ein Alarm auf meinem Handy, um mich daran zu erinnern, eine der kleinen rosa Tabletten zu schlucken. Das war bequem und klappte gut. Die Option, dass sich so auch die Periode „verschieben“ ließ, wenn ich im Urlaub war, war ein angenehmer Nebeneffekt.
Das positive Image begann für mich mit den 20ern zu bröckeln. Ich war längst Zuhause ausgezogen und hatte ein Studium begonnen. Ich wohnte in einer schönen WG, hatte tolle Freunde gefunden und war frisch verliebt. Eigentlich sah alles rosig aus und trotzdem war mir die meiste Zeit zum Heulen zumute. Ich war unausgeglichen und schnell gereizt. Es hat eine Weile gedauert, bis mir selbst auffiel, wie „schlecht“ es mir eigentlich ging. Es fiel mir schwer, mich selbst zu spüren, irgendwie war ich zu all dem wie in Watte gepackt und wusste absolut nicht, was mit mir los war. Irgendwo auf dem Weg hatte ich mich zu einer Version meiner selbst entwickelt, die ich selbst nicht mehr kannte und verstand. Ich begann mit einer Lösungssuche und fing an zu Lesen. Nach und nach fand ich weitere Fälle, die meinem ähnelten. Der einende Punkt: die Pille.
Mittlerweile wird das Thema breiter in den Medien behandelt, Stimmen zu den Nebenwirkungen der Pille werden laut. Vor sechs Jahren fühlte ich mich mit meinen Gefühlen und Zweifeln noch recht alleine. Der Zusammenhang scheint aber da zu sein. So fand eine dänische Studie, die von 1995 bis 2003 durchgeführt wurde, heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen der Pille und Depressionen gibt. Offenbar steigt das Risiko einer Depression nach sechsmonatiger Pilleneinnahme um 40 Prozent, bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren sogar um satte 80 Prozent, so die Forscher an der Universität Kopenhagen. Neben Gewichtszunahmen, Thrombose-Gefahr und Libido-Verlust ist das für mich einer der gruseligsten Nebeneffekte.
Hoffnungsvoll steuerte ich damals eine neue Frauenärztin an, die mir dann den (lokal hormonell wirkenden) Nuva-Ring empfahl und von meinen Problemen ansonsten nicht viel wissen wollte. Bereit der Sache eine Chance zu geben, versuchte ich es für weitere drei Monate mit dem Ring. Neben der Anwendung, die mir nicht besonders gut gefiel, änderte sich an meinem Zustand nicht wirklich etwas. Ich ging erneut auf die Suche, dieses Mal aber fest entschlossen, dass nur noch hormonfreie Varianten für mich in Frage kommen würden.
Gesucht und gefunden: hormonfreie Kupferkette Gynefix
Ganz so einfach war das leider gar nicht. Spiralen schienen mir in meinem Alter noch zu früh und Methoden mit Temperaturmessung zu unsicher. Als ich schon fast mit meinem Latein am Ende war, stieß ich auf einen Hinweis auf die Kupferkette Gynefix, die wegen ihrer „Bauart“ auch für junge Patientinnen geeignet sein sollte. In der nächst größeren Stadt fand ich eine Praxis, die mit der Methode vertraut schien und machte einen Termin zu Beratung. Alles, was ich dort zu hören bekam, ließ mich erleichtert aufatmen und nach etwas Bedenkzeit machte ich schließlich den Termin zum Einsetzen.
Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen und ich trage bereits die zweite Kupferkette. Was nach dem Verzicht auf Hormone passiert ist? Mein psychischer Zustand verbesserte sich, meine Libido auch, dafür machte meine Haut leider eine zweite Pubertät durch und mein Körper veränderte sich noch einmal, ich verlor Gewicht. Das Wichtigste: ich atmete innerlich auf. Es war, als hätte jemand die Decke über meinem Kopf weggezogen.
Ich erzähle diese sehr persönliche Geschichte, weil ich glaube, dass noch zu viele Frauen ohne wirkliche Beratung die Pille verschrieben bekommen und sie jahrelang schlucken. Ich bin wütend darüber, dass von Seiten der Gynäkologen oft nicht ausreichend aufgeklärt wird. Und ich hoffe, dass sich vielleicht die ein oder andere hier durch weniger alleine fühlt und sieht, dass es Alternativen gibt.
Kupferkette Gynefix im Überblick: mein Fazit
Was macht die Gynefix für mich zur aktuell besten Alternative, wenn es um Verhütung geht?
- Sie ist völlig hormofrei: die Kette gibt Kupferionen ab, welche die Bewegungsfähigkeit der Spermien einschränken, so dass kein Ei befruchtet werden kann. Damit entfallen alle Nebenwirkungen, die eine hormonelle Methode mit sich bringt.
- Sie ist sicher: sie hat einen Pearl-Index von 0,1 – 0,5, was besser ist als bei der Pille. Zudem passieren hier keine Einnahmefehler.
- Sie schränkt mich nicht ein: die Bauweise der Gynefix ist im Gegensatz zu klassischen Spiralen rahmenlos und flexibel. Auf einem chirurgischen Faden sind die Kupferelemente aufgefädelt. Letztlich wird sie mit einen Knoten am oberen Ende der Gebärmutter verankert und hängt dann, ausgehend von diesem Fixpunkt, frei in der Gebärmutterhöhle. Damit kann sie sich der Gebärmutter individuell anpassen.
- Sie ist auch bei chronischen Darmerkrankungen sicher: Die Gynefix hat keine bekannten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und ist durch ihre Wirkweise nicht anfällig für Durchfälle und Erbrechen.
- Sie kann für fünf Jahre bleiben: Einmal eingesetzt, muss sie erst nach fünf Jahren wieder gewechselt werden. Damit hat man ziemlich lange seine Ruhe.
- Sie hat keine Auswirkung auf die grundsätzliche Fruchtbarkeit: Da Gynefix nicht auf den Hormonhaushalt einwirkt, ist eine Fruchtbarkeit gleich nach der Entfernung gegeben, sollte dann doch ein Kinderwunsch da sein.
- Sie ist verhältnismäßig günstig: das Einsetzen kostet einmalig Geld (in meinem Fall 320 Euro). Rechnet man die Kosten gegen die Kosten für die dauerhafte Anschaffung der Pille hoch, ist die Gynefix die günstigere Verhütungsmethode.
Die einzigen „negativen“ Punkte sind für mich diese:
- das Einsetzen ist nicht angenehm: Ja, es fühlt sich unangenehm an und tut auch weh. Da es aber wirklich sehr schnell geht und man danach für fünf Jahre seine Ruhe hat, kann man das gut aushalten.
- die Blutungen können sich verstärken: nach dem Einsetzen hatte ich Zwischenblutungen. Mittlerweile hat sich mein Zyklus jedoch eingependelt und ich kann in meinem Fall auch nicht sagen, dass meine Menstruation stärker geworden sei als mit Pille.
Wer sich für die Gynefix interessiert, sollte nach einem passenden und erfahrenen Arzt suchen. Noch immer ist die Kupferkette recht unbekannt. Ich empfehle einen Gynäkologen zu wählen, der bereits Erfahrung mit dem Setzen der Gynefix hat, denn so minimiert sich auch das Risiko, dass die Kette herausfallen kann. Ich habe meine erste für fünf volle Jahre getragen und mir 2016 bereits die zweite einsetzen lassen. In Berlin empfehle ich dafür die Praxis von Dr. Pett und Dr. Jandi in Kreuzberg. Die haben auch eine informative Seite auf Facebook. Sollte noch jemand Fragen haben, dann stellt sie bitte gerne!
Liebe Livia,
Danke für deinen Beitrag. Du sprichst vielen Mädels aus der Seele. In unserer Generation gehörte es einfach dazu mit der Pubertät die Pille zu nehmen. Erst jetzt beginnt ein darüber nach- und Umdenken. Nicht nur Depressionen, Gefühlsschwankungen, etc. sind Folgen. Ein Arzt, spezialisiert auf Hormone, meinte zu mir, dass er vermutet die Pille ist in meinem Fall einer der Auslöser meiner CED. Kritiker sagen jetzt wahrscheinlich, warum dann auch Männer an einer CED erkranken. Gewiss sind mehrere Faktoren auslösend. Ich halte die Theorie zumindest nicht ganz abwegig.
Liebe Stefanie,
vielen Dank für deinen Kommentar! Sehr spannend – das mit den Hormonen und dem möglichen Zusammenhang zur CED wusste ich noch nicht. Aber gefühlt gibt es so viele Zusammenhänge und immer wieder bin ich verwundert darüber, wie wenig Ärzte den Körper als Ganzes betrachten und auch wie wenig man teilweise aufgeklärt wird…. : (
Gerade auch das mit der Pille bzw. hormoneller Verhütung macht mich mittlerweile fast schon betroffen…