Manchmal ist man einfach durch. Der Kopf schüttelt sich automatisch und innen drin turnen die Gedanken in Ecken, die man normalerweise lieber nicht betritt. Die Dunkelheit vor dem heimischen Fenster tut ihr übrigens und eigentlich könnte ich dann schon Morgens einfach liegen bleiben. Mache ich üblicherweise aber nicht, denn Traurigkeit legt sich gerne mit Dir ins Bett und sorgt dafür, dass Du da auch noch mindestens ein paar Stunden bleibst.
Was also stattdessen tun? Ich versuche es am liebsten mit einem Griff in die sehr persönliche Trick-Kiste und krame in der Vergangenheit. Was mich als Kind schon froh gemacht hat, verfehlt nämlich auch heute in den meisten Fällen seine Wirkung nicht. Gerüche und Gesckmack lassen mich dahin zurück reisen wo nicht alles besser, aber auf eine Art leichter war. Probleme gab es zwar auch über die ich mir den Kinderkopf zerbrechen konnte, aber die ließen sich üblicherweise mit ein paar Handgriffen lösen. Was gab’s da auf der Sorgenliste? Hungrig, müde, durstig oder vielleicht mal traurig, weil keine Einladung zur Geburtstagsfeier in meinem Kindergartenrucksack gelandet war. Wenn ich dann durch die Tür des blauen Hauses trat, in dem ich aufgewachsen bin, die Treppen nach oben stieg, die Wohnungstür öffnete und mir der alles Übel vergessen machende Geruch der Lieblingsgerichte in die Nase stieg, dann war es geschafft. Düstere Gedanken konnten Gedanken sein, die in die Ferne abdrifteten und mit jedem Bissen von der Gabel am Tisch in der Küche kleiner wurden. Die Arme zu beiden Seiten des Tellers aufgestützt, den Blick auf das Gute gerichtet, die beruhigenden Geräusche des kindlichen Alltags im Hintergrund, war die Lebensdauer von schlechten Momenten stets stark verkürzt. Jetzt ist es anders. Viele der Probleme lassen sich nicht mehr innerhalb weniger Minuten in Luft auflösen. Sie lassen sich aber aus der Ferne betrachten, wenn man es schafft ein paar Gedanken-Schritte zu machen. Um die Synapsen dazu zu überreden, schicke ich gerne tief verankerte Lieblingsgerichte ins Rennen. Eines davon sind „Apfelküchle“ und spätestens jetzt kann ich auch meine Herkunft aus dem deutschen Süden nicht mehr bestreiten. Entgegen mancher Vermutungen handelt es sich dabei jedoch nicht, um eine eingedeutschte Variante der gebackenen Asia-Dessert-Früchte, sondern um Apfelscheiben, die sich ein Gewand aus einer Art Pfannkuchenteig überwerfen, um auf dem Teller in einem See aus Vanille-Soße abzutauchen. Sehr einfach, sehr wirkungsvoll. Und ganz nebenbei lässt man so auch Obst in Mündern verschwinden, die darauf im Alltag vielleicht nicht so viel Lust haben.
Apfelküchle Step by Step
Wenn man meine Mutter fragt, die dieses Gericht in meinem Leben verankert hat, dann rührt man den Teig nach Gefühl an. Nicht zu flüssig soll er sein, aber auch nicht klumpen. Ich habe mich jetzt mal einer Rezeptur versucht, die auf Gramm-Angaben basiert.
Für eine große Portion, die zwei hungrige Menschen froh macht, brauche ich:
- 3 säuerliche Äpfel
- zwischen 70 und 10 ml Milch
- ungefähr 25 g Zucker
- 1 Ei
- ungefähr 100 g Mehl
- Zimt nach Belieben
- eine Prise Salz
So einfach geht’s:
- Äpfel schälen und in Scheiben schneiden
- Mehl, Ei, Salz und Zucker verrühren und dann nach und nach Milch zugießen bis die Konsistenz irgendwo zwischen „nicht zu flüssig“ und „nicht klumpig“ liegt
- nach Belieben Zimt untermischen
- Pflanzenfett in einer Pfanne erhitzen
- Apfelscheiben im Teig wenden, in die Pfanne geben und geduldig von beiden Seiten goldbraun backen
- nebenher nach Packungsbeilage die Vanillesoße kochen
- Apfelküchle und Soße auf den Lieblingstellern anrichten – das ist sehr wichtig!
- AUGEN ZU UND GENIEßEN!
MHHHHH! Guten Appetit!
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