Vor nicht all zu langer Zeit habe ich mir ja schon den ersten Teil der Liste von der Seele geschrieben. Nachdem ich von euch allen so große Resonanz bekommen habe und in der Diskussion des Artikels immer noch weitere Punkte auftauchten, die andere Menschen besser über Morbus Crohn wissen sollten, habe ich mich dazu entschlossen noch einen zweiten Teil anzufügen. Eine Erweiterung quasi. Aus dem Leben mit (m)einer chronischen Krankheit.
Was meine Freunde auch noch über Morbus Crohn wissen sollten
- „Das ist doch alles psychisch.“: Auch ein gern gehörter Satz wie „Stress‘ dich mal nicht so, sondern mach‘ dich locker. Ein großer Teil deines Problems kommt doch vom Kopf“. Autsch, auch das hat gesessen und fühlt sich nicht wirklich gut an. Ich stimme zwar absolut zu, dass eine chronische Krankheit auch den Kopf und die Psyche total belastet und mitunter sogar zu Depressionen und Panikattacken führen kann, aber meistens sind die Aussagen der anderen gar nicht so differenziert, sondern heißen in der Übersetzung eher: „Sicher, dass Du dir das alles nicht bloß einbildest?“
- „Wie, Du bist schon wieder krank?“: Auch ein Klassiker. Entweder frage ich mich dann, welchen Teil an „chronisch“ meine Mitmenschen nicht verstanden haben. Oder ich frage mich, ob ich nicht gut genug erklärt habe, dass Medikamente und Co. mich generell anfälliger für Erkältungen etc. machen und so eine konstante Erkrankung einfach belastend ist.
- „Ähhh, hast Du zu-/ abgenommen?“: Vielen Dank für diese findige Beobachtung. Ich weiß das selbst. Jeden Morgen im Spiegel schaut mir eine Version meines Gesichts entgegen, das ich so nicht unbedingt haben möchte. Aber ich kann nichts machen, so lange ich diese Medikamente brauche. Ja, Medikamente. Ich esse weder 30 Portionen am Tag, noch bin ich auf Diät. Danke.“
- „Aber man sieht Dir gar nicht an, dass Du krank bist!“: Eigentlich gut gemeint, glaube ich. Aber leider funktioniert das nicht. Den die Unsichtbarkeit ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil man immerhin eine weitestgehend unversehrte Hülle behält, über die man sich freuen kann. Fluch, weil es schwer ist Leiden zu erklären, das man nicht offen sehen kann. Ich weiß, es ist ein Drahtseilakt. Der Zwischenton zwischen Mitgefühl und Mitleid, ja, der wäre es.
- „Kannst Du zu dem Arzttermin nicht alleine? Geht’s Dir so schlecht?: Für mich eine echte Herausforderung. Die Sache ist ja die, dass man ganz schön viel alleine schaffen kann. Nur manchmal wünscht man sich Unterstützung und es ist schon verdammt schwer überhaupt danach zu fragen. Was soll man also antworten? „Ja, mir geht’s so schlecht“ und dann in der Bringschuld sein, dass es einem möglichst übel gehen muss? Oder „Nein, hast schon Recht, geht auch so“ und (wieder mal) die eigene Kraft zusammen nehmen und sich alleine durchkämpfen? Manchmal wäre Unterstützung, die nicht an Bedingungen geknüpft ist, einfach schön. Denn glaub‘ mir, ich frage nicht leichtfertig danach und fühle mich oft genug als Last.
Vielleicht fallen euch ja noch mehr Momente ein? Dann teilt sie gerne mit mir!
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